Vorstände und Dirigenten des MV Schienen
Notenbüchlein - Festschrift zum 100jährigen Jubiläum
Gründungsvater Barnabas Bisser Ein außergewöhnlicher Mann muss er gewesen sein, dieser Barnabas Bisser. Mit vielseitigen musikalischen Talenten ausgestattet, war er während mehreren Jahrzehnten der Initiator und Motor allen kulturellen Lebens in dem kleinen Dorf auf dem Schiener Berg. Seine ganze Freizeit, die ihm als Landwirt blieb, widmete er der Musik. Barnabas Bisser spielte Orgel in der Schiener Kirche, dirigierte den Kirchenchor, den Gesangsverein und die Musikkapelle des Ortes. Er war auch in der näheren Umgebung kein Unbekannter. So ist in der Vereinschronik des Liederkranzes Markelfingen 1876-77 von dem damals 21jährigen Barnabas Bisser die Rede, der die Wegstrecke von Schienen nach Markelfingen regelmäßig zu Fuß bewältigte. Daneben leitete er einige Jahre den Gesangverein in Horn und den Chor des Arbeiterfortbildungsvereines aus Radolfzell. |
1901 bis 2001 – Eine Reise durch die Zeit
Über 100 Jahre sind vergangen, seit musikbegeisterte junge Männer aus Schienen zweimal in der Woche zu fuß ins benachbarte Öhningen gingen, um sich dort im Spiel der verschiedenen Blasinstrumente unterweisen zu lassen. Hier bestand schon seit Beginn des 19. Jahrhunderts eine Musikkapelle. Barnabas Bisser war es, um den sich die jungen Musiker aus Schienen versammelten, nachdem sie sich in Öhningen die Grundlage des Musizierens angeeignet hatten.
„Schon mehrere Jahre existierte in Schienen eine kleine Musikkapelle von 8-9 Mann, welche die durch die Musik entstanden Kosten aus eigenen Mitteln bestritten.“ heißt es im Protokoll über die Gründungsversammlung des Musikvereins Schienen. Der genaue Zeitpunkt des ersten Auftretens der Schiener Kapelle lässt sich nicht mehr genau feststellen, doch dürfte er zwischen 1885 und 1895 liegen. Als die Kosten für die Instrumente und deren Unterhalt immer mehr stiegen, gründetet man am 10. Februar 1901 unter der Patenschaft des damaligen Militärvereins den Musikverein Schienen. Die Begeisterung unter der Bevölkerung war so groß, dass sich spontan 90 Personen in die Mitgliederliste eintrugen. 5 Wochen später, am 17. März 1901, fand die erste Mitgliederversammlung statt, in der Emil Schiller als 1. Vorsitzender gewählt wurde. Als Dank für die Unterstützung durch den Militärverein verpflichtete sich der junge Verein diesen „am Translationsfest, Fronleichnam, Patroziniumsfest und an den Geburtstagen des Kaisers und des Großherzoges zur und aus der Kirche zu begleiten“. heißt es in der Vereinschronik. Das erste Konzert fand bereits am 19. Mai 1901 im „Mühlethale“ statt.
Mit welchen bescheidenen Mitteln die Musiker des Musikvereins Schienen vor 100 Jahren musiziert haben, darüber gibt uns ein Notenbüchlein aus dieser Zeit eine eindrucksvolle Vorstellung. Wir sind den Flügelhornbläsern, die dieses Büchlein benutzt und über die Zeit gerettet haben, dankbar für ihre Sorgfalt. Aus Geldmangel war man einfach nicht in der Lage, Noten zu kaufen und so hat Barnabas Bisser in mühevoller Arbeit jedem Musiker ein Notenbuch selbst geschrieben. An der Datierung verschiedener Eintragungen kann man erkennen, dass Dirigent Bisser in der Zeit von 1901 – 1923 immer wieder neue Stücke in dieses Notenbuch eingetragen hat. Er war also drauf angewiesen, Notensätze leihweise zu bekommen, um sie dann handschriftlich in dieses Notenbuch zu übertragen.
Bereits im Jahre 1903 schloss sich der neu gegründete Musikverein Schienen dem Hegaumusikverband an. Regelmäßig nahmen die Schiener Musiker an den Musikfesten des Verbandes teil. Am 10. Juli 1904 beim Musikfest in Hilzingen erhielt der Musikverein Schienen mit 32 Punkten den 2. Preis bei der Preisverteilung. Dieser Preis bestand aus einem Eichenkranz und einem Diplom.
Nach einer Zwangspause durch den 1. Weltkrieg, war es Barnabas Bisser selbst, der die Kapelle 1920 zusammen mit 13 Musikern wieder aufbaute. 1925 übergab der inzwischen schon 71jährige den Dirigentenstab in jüngere Hände.
Nachfolger war sein eigener Schüler Hermann Büche, der den Musikverein 40 Jahre bis 1965 leitete. Wie sein Vorgänger, ein großer Idealist und Musikliebhaber. War Hermann Büche auch über die Grenzen seiner Heimatgemeinde hinaus als Chorleiter und Dirigent tätig. Neben dem Musikverein Schienen leitete Hermann Büche 3 Jahre den Musikverein Bohlingen und insgesamt 14 Jahre den Musikverein Wangen, gleichzeitig war er 42 Jahre Mitglied im Kirchenchor Schienen und 25 Jahre dessen Dirigent. Immer lag ihm der Nachwuchs sehr am Herzen, viele sind durch seine oft harte Schule gegangen.
1965 übernimmt Kuno Wieland endgültig den Dirigentenstab von Hermann Büche, den er bereits seit 1963 wegen einer Erkrankung vertrat. Der Klarinettist Kuno Wieland ist seit 1947 Mitglied der Musikkapelle Schienen und gehört zu den Musikern, die die Kapelle nach dem 2. Weltkrieg wieder neu aufgebaut haben. Kuno Wieland war ein Musiker mit Leib und Seele, dem keine Stunde im Dienste der Blasmusik zuviel war. Während seiner 25jährigen Dirigententätigkeit brachte er die Kapelle auf einen beachtlichen Leistungsstand. Besondere Verdienste erwarb er sich durch den Aufbau und die Ausbildung einer Jugendkapelle im Jahre 1976. Am 28.10.1988 wurde Kuno Wieland als Ehrendirigent verabschiedet und er gab den Taktstock an Kurt Lammer weiter.
Vorstände des Musikvereins von der Gründung bis heute
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1901-1902 | Emil Schiller | ||||
1902-1902 | Eduard Graf | ||||
1903-1905 | Karl Graf | ||||
1905-1921 | Josef Grundler | ||||
1921-1927 | Friedrich Graf | ||||
1927-1928 | Bicker (Lehrer) | ||||
1928-1931 | Emil Konz (Bürgermeister) | ||||
Johannes Grundler 1932-1962 |
Hugo Konz 1962-1967 |
Wilfried Braun 1967-1974 |
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Adalbert Köpfler (Ehrenvorsand) 1974-1980 |
Hans-Georg Litterst 1980-1988 |
Adalbert Köpfler (Ehrenvorstand) 1988-1994 |
Wolfgang Reichler 1994-1998 |
Christoph Vestner (Ehrenvorstand) 1998-2012 |
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Jürgen Schwarz seit 2012 |
Dirigenten des Musikvereins von der Gründung bis heute
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Barnabas Bisser 1901 – 1925 |
Hermann Büche 1925 – 1965 |
Kuno Wieland (Ehrendirigent) 1965 – 1988 |
Kurt Lammer (Ehrendirigent) 1988 – 1997 |
Simone Renz 1997 - 2002 |
Holger Herzog 2002 - 2006 |
Kurt Lammer (Ehrendirigent) 2006 – 2013 |
Martina Welte seit 2013 |
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Mit dem Dorf Schienen, das hoch auf dem gleichnamigen Schienerberg liegt, ist eine lange und ereignisreiche Geschichte verbunden. Die historische Darstellung eines Dorfes kann jedoch nie vollständig sein, da für uns vieles aufgrund fehlender Quellenlage im Dunkeln liegt. So ist auch z. B. der Name „Schienen“ nicht eindeutig zu klären. Neben Bodman und Arlen gehört Schienen zu den wahrscheinlich keltorömischen Orten des westlichen Bodenseegebietes. Römische Münzfunde aus der Zeit Titus` und Severus Alexanders, alemanische Reihengräber sowie ein aus der Hallstattzeit stammendes reiches Körpergrab sind frühgeschichtliche Zeugen.
Die erste Erwähnung des Ortes erfolgte um 800 als Landgut des Grafen Scrot. Der aus fränkischem Hochadel stammende Graf Scrot hielt sich vorher in Italien auf und verwaltete um 798 die Grafschaft Florenz. Die erste urkundliche Nennung stammt aus dem Jahr 846 und bezeichnete den Ort als „Scina“. Graf Scrot brachte Reliquien des heiligen Genesius auf sein Eigengut in Schienen mit der päpstlichen Auflage , dort „ein würdiges Heiligtum“ zu schaffen. Genesius war ein heidnischer Schauspieler gewesen, der in der Arena das Christentum verspottete. Er bekehrte sich jedoch zum christlichen Glauben, wurde deshalb vom Volk gesteinigt und starb als christlicher Märtyrer.
Mit dem Bau der Klosterkirche dürfte wohl zur Zeit des Abtes Ato (ca. 860) begonnen worden sein. Seine Blütezeit erlebte das Kloster zwischen 830 und 890. Im Jahr 830 bewohnten 14 Mönche, zwischen 840 und 860 sogar 32 das neuerbaute Kloster. Die älteste Kirche Schienens aber war die ehemalige Michaelskapelle etwas östlich der jetzigen Pfarrkirche auf einem Bergsattel stehend. Sie war auch der Ort der ersten Unterbringung und Verehrung der Genesiusreliqulien. Hier sollen die ersten Christen Zuflucht vor der Verfolgung der Heiden genommen haben. Hier sollen die ersten Christen Zuflucht vor der Verfolgung der Heiden genommen haben. In den Aufzeichnungen der Pröbste findet sich folgende Beschreibung: “... von sant Michailis khirchen uff dem berg hatt man glaubwirdigen bericht, dass sie der urältesten khirchen eine sey in Theutschland ... im Anfang des Christenthums alß die Christen under den hayden wenig blatz und allenthalben verfolget waorden, hauben sy uff disem berg sicherhaitt gesuocht... und also die erste khirchen allhie ufferbaun...“.
Bereits um 909 verlor das Kloster Schienen seine Selbständigkeit und war als Propstei bis 1540 der Reichenau zugehörig. Danach gehörte die Propstei zum Besitz des Bischofs von Konstanz bis zur Auflösung am 30.03.1757. Das Schicksal der Propstei – und damit eng verbunden auch des Ortes – war im 17. Jahrhundert stark von den Auswirkungen der Pest und des Dreißigjährigen Krieges geprägt. Aus den Pfarrbüchern Schienens lässt sich nachweisen, dass im Jahre 1611 dreißig
Personen an der Pest starben. „Das gemaine Landsterben“ von 1635/36 verzeichnete sogar nicht weniger als 45 Tote. Schienen scheint damals nicht mehr als 70 Einwohner gezählt zu haben. Über die Ereignisse während des Dreißigjährigen Krieges berichtet Sebastian Linsenbohl (1591 – 1621 Probst in Schienen). Als im Jahr 1632 die schwedischen und württembergischen Truppen auch die Stadt Radolfzell eingenommen hatten, beschloss Probst Mauritius Türinger, mit dem besten Vieh über den Thurgau nach der Reichenau zu fliehen. Nach gewohntem Brauch stellte er besagtes Vieh im Kloster Reichenau unter, wo es dann jedoch der späteren Belagerung „als frömdes Vieh niedrgeschlagen und der Prostey beraubt“ wurde. Die Schwedischen verschonten Schienen nicht. So wurde das geerntete Getreide beschlagnahmt, die Kirche überfallen und ausgeplündert. Zudem haben „diese Räuber und dero Adhärenten aus der Nachbarschaft alles, was sich noch an Vieh, Mastvieh, Schweinen, Fleisch, Schmalz, Thüre (Dürr-) Obst, Bettblunder, Klaider, Geschirr und Zeug zu unterschidlichen Mahlen ausgeplündert und geraubt“.
Durch den Niedergang des Klosters im Mittelalter zerfiel auch die ehemalige Klosterkirche immer mehr. Später stürzte auch das Dach ein, und es wuchsen bereits Bäume und Sträucher im Inneren der Kirche. Der Wiederaufbau 1549-1560 rettete das romanische Gebäude vor dem endgültigen Zerfall. Nachdem in den letzten 200 Jahren recht unverständliche Eingriffe vorgenommen worden waren, hat sie nun nach einer gründlichen Renovierung im Jahre 1960 ihr ursprüngliches Gesicht wieder erhalten. Steigt man heute vom Hof Oberschrotzburg hinauf zur ehemaligen Schrotzburg (693 m), so erinnern nur noch wenige Mauerreste an diese alte Burg auf dem Schienerberg. Hauptsächlich wird von der uralten Burgstelle und der Vorgängerin der Schrotzburg berichtet, die Schrotzburg selbst tritt etwas in den Hintergrund. Das Gelände südlich der Burg lässt deutlich ein 110 mal 120m großes Plateau erkennen. Es ist vom eigentlichen Burgareal durch einen Graben getrennt. In frühmittelalterlicher Zeit bildete dieses Plateau eine sogenannte „Fliehburg“. Diese hatte die Aufgabe, in Notzeiten die in der Umgebung siedelnde bäuerliche Bevölkerung samt ihrem Vieh aufzunehmen. Die Wohnburg selbst, welche auf dem nördlichen umwallten Sporn stand, trug um 800, als sie ihren Besitz von Graf Scrot war, den Namen Thietboldsburg. Dies bedeutet auf Theubald den letzten Alemannenherzog hin. An den Grafen Scrot gelangte diese Herzogburg über den fränkischen Grafen Warin, nach der Absetzung Theubalds die Regierungsgewalt in Alemannien ausübte.
Als im 12. Jahrhundert auf dem Platz der ehemaligen Thietboldsburg einen neue Burg entstand, war mit der Burgstelle nur noch die Erinnerung an Scrot, nicht mehr an seinen Besitzvorgänger Theutbald, verbunden. Die neue Burg wurde so zur Schrotzburg. Seit Mitte des 14. Jahrhunderts war die Schrotzburg in den Händen der Herren von Schienen. Werner von Schienen ist die wohl interessanteste und auch bekannteste Persönlichkeit des Geschlechts. Als „Pirat vom Untersee“ machte er sich im Jahre 1441 durch einen spektakulären Wegelagerakt einen Namen. Zusammen mit Hans vom Rechberg, Eberhard und Heinrich von Lupfen und anderen Rittern aus dem Hegauer Adel überfielen sie einen Warentransport Ulmer Kaufleute die sich auf der Heimfahrt von der Genfer Pfingstmesse befanden. Der Überfall erregte gewaltiges Aufsehen und der Schwäbische Städtebund entschloss sich zu gemeinsamen Handeln. Mit 8000 Mann zogen sie im Oktober des selben Jahres vor die Schrotzburg. Nach 3 Tagen der Belagerung legte die Besatzung der Burg diese selbst in Flammen und flüchtete im Schutze der Nacht. Die Städter zerstörten die Burg. Auch das Dorf Schienen wurde niedergebrannt, ebenso Werners neu erbautes Schlösschen in Wangen. Mitten in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges verstarb mit Ritter Georg Rudolph von Schienen der letzte seines Geschlechtes.